Integrieren Sie Videos Schritt für Schritt in Ihr Forschungsmarketing
Wie lassen sich Videos systematisch in die Kommunikationsstrategie des internationalen Forschungsmarketings einbinden? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Video-Formate sich für das Marketing eignen und wie Sie zielgerichtet eine Strategie entwickeln.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Insbesondere dann, wenn es sich um Bewegtbild handelt.
Videos haben sich längst im Medienmix von Hochschulen und Forschungseinrichtungen etabliert. Doch dabei wird es immer wichtiger, Filme gezielt einzusetzen. Das „Research in Germany“-Team hat dazu Pajam Sobhani, Gründer und Geschäftsführer von „Latest Thinking“ einer Agentur für Wissenschaftsvideos, nach praxisnahmen Marketingwissen gefragt.
Video-Formate für Wissenschaft und Forschung
Für Videos im Forschungsmarketing lassen sich zwei verschiedene Ebenen unterscheiden:
- Die inhaltliche Tiefe: Gibt das Video eher einen Überblick oder geht auf viele Details ein?
- Die Emotionalität: Ist das Video eher sachlich gehalten oder hat es viele persönliche Komponenten?
Auf Basis dieser Merkmale lassen sich unterschiedliche Formate ableiten, die dann als Bausteine einer Videostrategie für das Forschungsmarketing dienen können.
Video-Publikationen gehen inhaltlich stark in die Tiefe und sind eher sachlich gehalten. Sie eignen sich, um wissenschaftliche Verfahren oder Forschungsergebnisse zu veranschaulichen, damit andere sie reproduzieren können.
Im Bereich der Forschungskommunikation können solche Videos die Resultate von Forschenden anschaulich kommunizieren.
Wissenschaftsnachrichten ähneln inhaltlich schriftlichen Pressemitteilungen. Sie gehen nicht mehr so stark in die Tiefe, wie Video-Publikationen und können emotionaler sein.
► Wissenschaftsnachrichten-Video auf dem Informationsdienst Wissenschaft
Erklärvideos werden häufig eingesetzt, um Sachverhalte in kürzester Form zu erläutern – sowohl für wissenschaftliche Themen als auch andere Bereiche einer Forschungseinrichtung.
Sie eignen sich z.B., um Themen wie Bewerbungsprozesse Schritt für Schritt zu veranschaulichen.
Überblicksvideos gehen, wie es der Name bereits erahnen lässt, nicht in die Tiefe, sondern decken eher ein breiteres Themengebiet ab. Hiermit lassen sich beispielsweise Forschungsprojekte in aller Kürze sehr gut vorstellen.
Videos mit einem „Behind the Scenes“-Ansatz sind geprägt von einem emotionalen Charakter. Hier steht weniger die Forschung im Vordergrund, sondern die Menschen bzw. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dahinter. Sie eignen sich zum Beispiel, um Postdocs ein Gefühl der Stadt oder des möglichen neuen Arbeitsplatzes zu vermitteln.
Heute ist wichtig, Videos sehr gezielt einzusetzen und sich zu überlegen, wo sie sinnvoll sind. Wenn Sie eine Strategie erstellen wollen, dann gilt es genau zu überlegen, wie Sie diese verschiedenen Elemente einsetzen und warum Sie sie einsetzen.
Pajam Sobhani, Gründer und Geschäftsführer von „Latest Thinking“ (Agentur für Wissenschaftsvideos)
Sie können sehr forschungsnahe Inhalte haben bis hin zu ‚Behind the Scenes‘, wo Sie die Menschen zeigen und das Persönliche und Emotionale einbringen.
Pajam Sobhani, Gründer und Geschäftsführer von „Latest Thinking“ (Agentur für Wissenschaftsvideos)
Wie Forschungseinrichtungen sich ein individuelles Konzept erarbeiten
Für die Umsetzung der Videos werden drei Arten von Fähigkeiten bzw. Rollen benötigt:
- Eine Projektleitung, die die Geschichte schreibt und Personen interviewt
- Kameraleute, die filmen
- Postproduktion für den Schnitt des Material
Anhand der eigenen Ressourcen kann dazu auch externe Unterstützung ins Boot geholt werden.
Hier lohnt es sich auch, sich in der eigenen Einrichtung umzuhören: Gibt es videoaffine Forschende, die evtl. bereits Videos produzieren und für Projekte eingebunden werden können?
Die Verbreitung der Videos: Mindestens so wichtig wie die Produktion
Doch mit dem fertigen Video allein ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Die Verbreitung der Videos ist ein integraler Bestandteil und gehört genauso dazu wie die Videoproduktion selbst. „Ein Video, das sich niemand ansieht, hat auch keinen Wert“, unterstreicht Sobhani.
Es ist empfehlenswert, das Format bzw. die Forschenden in den Mittelpunkt zu stellen, um die Videos möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. „Die Forschenden haben ja bereits weltweit Netzwerke und kennen in der Regel Personen, die an diesen Themen interessiert sind, die die Videos auch wieder teilen können“, so Sobhani.
Ausgehend davon können dann z. B. Fachbereiche (Departments), und die Universitäten für die Verbreitung eingebunden werden. Für die Verbreitung der Videos sind auch Social-Media-Kanäle ein integraler Bestandteil. Dafür eignen sich insbesondere Twitter und LinkedIn: Obwohl dort die Follower-Zahlen üblicherweise geringer sind in YouTube und Facebook, sind hier im Vergleich mehr Forschende aktiv.
Erfolgsmessung
Die Aktivitäten sollten mit KPIs (Key Performance Indikatoren) nachgehalten werden, um zu überprüfen, ob die eigenen Ziele erreicht wurden.
Folgende Indikatoren können dafür für Videos genutzt werden:
- Anzahl der Views
- Dauer pro View
- Kosten eines produzierten Videos
- Verhältnis von Kosten zu einer Minute, die geschaut wird
- Verhältnis von Views innerhalb und außerhalb der Organisation
- Verhältnis von Views innerhalb und außerhalb von Deutschland
Jeder muss die eigenen KPIs und Ziele selbst bewerten. Wichtig ist, dass man es überhaupt tut. Denn es hilft, selbst besser zu verstehen, was man eigentlich möchte und wo die Reise hingehen soll.
Pajam Sobhani, Gründer und Geschäftsführer von „Latest Thinking“ (Agentur für Wissenschaftsvideos)
Good Practices für eine erfolgreiche Videostrategie im Forschungsmarketing
Beispiele für den zielführenden Einsatz von Video-Formaten zeigen die beiden Sonderforschungsbereiche „EPoS Collaborative Research Center Transregio 224“ der Universität Bonn und Mannheim sowie „Collaborative Research Center TRR 190 Rationality and Competition“ (CRC TRR 190) der HU Berlin und der LMU München.
Sie nutzen Videos, um ihre Forschungsergebnisse für die Allgemeinheit verständlich zu präsentieren:
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Next Generation Earth Modelling Systems – nextGEMS“, an dem das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg mitarbeitet.
Hier wurde zu Beginn der auf vier Jahre angesetzten Laufzeit (2020 – 2024) ein Konzept für die Videokommunikation erarbeitet, um die Ziele und Ergebnisse des Projektes zu publizieren.
Dabei wurden unterschiedliche Videotypen ausgewählt, wie kurze Clips, die einen animierten Überblick über das Projekt geben, oder Fortschrittsvideos, die den Status-quo des Projektes zeigen. Viele der Videos werden auch selbst erstellt. Hierfür wurden die Forschenden sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen trainiert, eigene Videos zu produzieren. In der Medienbibliothek sind alle Videos übersichtlich dargestellt.
Was Sie jetzt tun können
Um eine zielführende Videostrategie zu erarbeiten, sollten Sie sich vorab mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Welche Ziele haben wir?
- Über welche Ressourcen verfügen wir?
Auf Basis der eigenen Antworten können dann die unterschiedlichen Formate zusammengestellt werden. Dies ist der erste mögliche Schritt zur eigenen Video-Strategie. Wichtig ist es, überhaupt zu starten, um aus der Praxis für künftige Videos dazuzulernen.
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